British Airways etwa lockte 2015 Reiseinteressierte mit der Oculus Rift VR-Brille an drei Traumziele in den USA und ließ sie dort an der kalifornischen Küste joggen, auf Schlittschuhen durch New York gleiten und auf einem mechanischen Pferd Rodeo reiten – alles nur mit Brille und helfenden Händen, damit das Geschaukel des gefilmten Bildmaterials die stehenden VR-Brillen-Reisenden nicht umwarf. Zuvor installierte Thomas Cook einen kleinen VR-Erlebnisparcours in speziellen Konzeptstores und schon 2012 begann die Fluglinie Emirates, die Möglichkeiten räumlicher Erfahrung ihrer Flugangebote in einem eigenen Labor zu erforschen. Interessant für die Unternehmen ist, dass die Kunden schon vorab einen Eindruck ihrer Reiseerfahrung erhalten können. Oder vielleicht doch etwas mehr?
Das höchste Gebäude Europas, das „The Shard“ in London, bietet den physisch erlebbaren Bauchkitzel hoher Gebäude bei einem Besuch an die Spitze. Von dort lässt sich die Größe der Stadt erahnen und ziemlich weit überblicken. Eine VR-Erlebnistour mit einer Samsung Gear VR gibt einen Vorab-Eindruck, was zu sehen ist und wie sich das anfühlen kann. Zusätzlich rafft das VR-Video noch die Zeit und die VR-Besucher sehen eine so nicht erlebbare Temporalität. Die Virtualität soll zum eigentlichen Besuch anregen (Eintritt kostet online ab 25,95 Pfund) und kann so beispielhaft für die nahe Zukunft der Tourismusbranche gelten. Foto und Video werden durch VR-Erlebnisse ergänzt, Urlauberinnen und Urlauber können sich den potenziellen Erfahrungen stärker annähern. Doch muss ich dann noch auf den Turm steigen, wenn ich den Ausblick dank VR schon kenne?
Um realistische Erlebnisse zu erreichen, muss das Bildmaterial aus jedem möglichen Blickwinkel produziert werden: Blicke zur Seite, nach oben und unten – mit speziell entwickelten Kameras. Den realen Urlaub wird die Technologie (noch?) nicht ersetzen können, aber dafür Reisen an fiktive Orte ermöglichen: Schon heute gibt es Formen von Games-Tourismus wie die Other Places-Serie bei Youtube.
Die zentrale Frage, bevor VR eingesetzt wird und die sehr viel Geld sparen könnte: Was macht überhaupt Sinn? Wo ist Virtual Reality ein hilfreiches Tool, um Marketing zu betreiben, wo ist es nur verzweifeltes Gimmick? Wenn die VR-Experience alles zu Erlebende schon vorwegnimmt wie bei unserem Beispiel mit The Shard in London, warum soll ich dann noch den teuren Eintritt bezahlen? Doch es gibt auch andere Beispiele. Denn wenn VR nur einen kleinen Eindruck vermittelt, wie beispielsweise die VR-App von TUI für Mein Schiff, macht der Einsatz Sinn. Hier hilft das neue Medium ganz sicher beim Verkauf des hochpreisigen Produktes Kreuzfahrt. Denn das Gemeinschaftsgefühl unterwegs, das leckere Essen, den Wind in den Haaren und die Gischt auf der Haut – das gibt es bislang nur live.
Hier braucht es erfahrener Tourismusexperten wie Grafenstein, die einschätzen können, welche Bedürfnisse eine Zielgruppe hat und mit welchen (technischen) Mitteln sie sinnvoll erreicht werden kann. Wir helfen Ihnen, eine Antwort zu finden: VR – ja oder nein.